Wasserversorgung in Schmallenberg

Wasserversorgung in Schmallenberg
09.09.2020

Wie sieht die Wasserversorgung der Zukunft aus?

Anlässlich eines Treffens der Arbeitsgemeinschaft nichtstädtischer Wasserversorger habe ich meine Ideen und Gedanken zur Wasserversorgung in Schmallenberg einmal zusammengefasst:

Mit der Kommunalen Neugliederung im Jahre 1975 hat sich die Stadt Schmallenberg zur dezentralen Versorgungsstruktur in der Wasserversorgung entschieden. In Nordrhein-Westfalen gibt es nur wenige Städte und Gemeinden, die diesen Weg gegangen sind. Gründe waren das große Stadtgebiet mit den 83 Ortschaften, die schwierige Topographie und der hierin begründeten technischen Herausforderungen. Bereits damals war die Wasserversorgung mit den vielen Wasserbeschaffungsverbänden gut organisiert. Ein entscheidender Pfeiler war stets das ehrenamtliche Engagement! Und, es gab und gibt immer starke Fürsprecher für den Erhalt dieser Dezentralität! Ich bin überzeugt, wir sind damit ausgesprochen gut gefahren.

Rückblickend gibt es auf dem Weg bis heute zwei wegweisende Entwicklungen: Die eine: Nach dem Trockenjahr 1976 sah man die Notwendigkeit zum Bau einer hochgelegenen Trinkwassertalsperre. Diese sollte im Tal der Renau zwischen Siedlinghausen und dem Großen Bildchen entstehen. Hierzu wurde der Wasserverband Hochsauerland gegründet. Die Stadt Schmallenberg ist dem Verband 1982 beigetreten. Mit diesem Beitritt konnte die Versorgungssicherheit im Stadtgebiet belegt werden. Das war zentrale Voraussetzung zur Zustimmung zur Bauleitplanung und damit zur Entwicklung unserer Stadt.

Mit dem Anschluss an die Sorpetalsperre ist vieles anders gekommen. Die Renautalsperre wurde nie gebaut. Dennoch, seit einigen Jahren ist das Verbundsystem des Wasserverband Hochsauerland in Betrieb, für uns bis zum Hochbehälter Robbecke in Schmallenberg. Die zweite Entwicklung war die Gründung der Arbeitsgemeinschaft aller nichtstädtischen Wasserversorger im Jahr 1992. Gegenseitige Hilfestellung und Unterstützung war und ist bis heute die Aufgabenstellung. Selbst durfte ich die Arbeitsgemeinschaft von der Gründungsphase bis 2002 als Geschäftsführer begleiten. Ich glaube, die Arbeitsgemeinschaft hat ein Stück dazu beigetragen, das nach wie vor viele Wasserverbände bestehen.

Wo stehen wir heute? Diese Strukturen haben bis heute Bestand. Etwa ¾ der Einwohner werden durch die Stadt mit Trinkwasser versorgt. ¼ der Einwohner versorgen die Wasserverbände. Das hört sich zunächst wenig an! Jens Winkelmann machte vergangene Woche zu einer anderen Gelegenheit deutlich, die Verbände versorgen flächenmäßig große Gebiete der Stadt. Dem kann man nur zustimmen! Technisch sind alle Versorgungsanlagen, ob Stadt oder Verbände, auf einem hohen Stand. Das gilt für die Gewinnungsanlagen, die Aufbereitung, das Verteilnetz und auch die Fernüberwachung. Den Nachweis der technischen Führungskraft haben alle Verbände aus eigener Kraft ober über das Kooperationsabkommen mit der Stadt erbracht. Die Wassergebühren sind stadtweit auf einem äußerst niedrigen Niveau. Da beziehe ich die städtischen Gebühren ausdrücklich ein. Im Hochsauerlandkreis liegen wir an 2. Stelle.

Diese Strukturen dokumentieren wir aktuell in dem Wasserversorgungskonzept der Stadt Schmallenberg. Soweit wäre alles O.K.?

Zu dieser Frage erinnere ich mich an einen Satz von Siegfried Drees „Jede Generation muss die Wasserversorgung neu aufbauen!“ Ich glaube, da ist was dran. Die Klimaveränderung scheint genau dies von uns zu verlangen. Wir haben das 3. Trockenjahr in Folge. Die Wasserbilanz für Deutschland weist eine Fehlmenge von 34 Mrd. to Wasser aus, war im Spiegel zu lesen. Ein untrügliches Zeichen sind unsere Wälder. Auf Grund der Trockenheit hat der Borkenkäfer leichtes Spiel. Zu befürchten ist, dass ein großer Teil unserer Wälder verloren geht. Niemand kann abschätzen, welche Auswirkungen dies auf die Wasserversorgung hat. Aktuell sind die Schüttungen aller Wassergewinnungsanlagen drastisch zurückgegangen. Auf der anderen Seite scheint der Wasserbedarf deutlich zu steigen. Vielleicht wegen Corona und der vielen daheim gebliebenen Urlauber, vielleicht wegen der zu gießenden Gärten, vielleicht auch wegen der Pools, die man in immer größerer Zahl in den Gärten findet.

Erneut blicken wir mit Sorge auf die nächsten Wochen und Monate. Kommt noch ausreichender Niederschlag oder gehen wir so in den Winter?

Ich meine es war 2016, da habe ich bereits vor dieser Mitgliederversammlung im Gasthof Schneider, in Westfeld, für den Ausbau von Verbundleitungen geworben. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit, in den vergangenen Jahren ist viel passiert.

  • Verbindungsleitung nach Latrop und Jagdhaus
  • Verbindungsleitung von Fredeburg nach Huxel mit Anschluss von Holthausen
  • Verbindungsleitung von Gleidorf nach Winkhausen mit Anschluss von Niedersorpe
  • Verbindungsleitung von Fredeburg nach Rimberg
  • Anschluss von Werntrop und Selkentrop an die Wassertransportleitung Herschede - Robbecke
  • Verbindungleitung Nordenau nach Altastenberg
  • Anschluss Rellmecke an das Versorgungsnetz in Mittelsorpe
  • Inbetriebnahme der Verbindungsleitung Hochbehälter Herschede- Bracht
  • Anschluss von Almert, Vorwald und Inderlenne an den WBV Oberkirchen

Für einen Meilenstein in der Versorgungssicherheit halte ich die Planung zur Vervollständigung der Südachse. Auf unseren Antrag hin hat sich der Wasserverband Hochsauerland entschlossen, die Südachse vom Hochbehälter Robbecke in Schmallenberg über Oberkirchen, Westfeld/Nordenau und Altastenberg bis zum Hochbehälter am Kahlen Asten zu verlängern. Wahrscheinlich ausgeführt in der Dimension DN 200 wird künftig eine Hauptschlagader der Wasserversorgung quer durch das Stadtgebiet führen. Das bedeutet Versorgungssicherheit für alle direkt oder indirekt angeschlossenen oder anschließbaren Versorgungsbereiche! Oberhalb von Nordenau ist zudem ein leistungsstarker Hochbehälter geplant.

Mit den Wasserverbänden des Henne-Rartals haben wir am 24.08.2020 die Aufstellung eines Verbund- und Versorgungskonzepts für diesen Bereich vereinbart. Ziel ist auch hier, über Verbundleitungen ein überörtliches Versorgungssystem zu schaffen.
Weitere geplante Verbundmaßnahmen sind die Fortführung der Verbindungsleitung vom Rimberg nach Bödefeld sowie den Anschluss von Rehsiepen/Obersorpe an das Versorgungsnetz in Nordenau. Damit können wir im Stadtnetz bis auf Schanze alle Insellösungen über den großen Verbund versorgen.

Mit den realisierten Maßnahmen konnte die Versorgungssicherheit spürbar verbessert werden. Ein Indikator sind die täglich gelieferten Wassermengen. Die geplanten Maßnahmen bedeuten einen weiteren zusätzlichen Schritt. Wir kommen dem Ziel eines großen Verbundsystems für alle Versorger im Stadtgebiet ein erhebliches Stück näher. Natürlich müssen wir die Kosten im Griff behalten. Um dies für alle Seiten zu gewährleisten, benötigen wir ein auf die Belange aller abgestimmtes Betriebskonzept. Wir werden dies am Beispiel des Henne-Rartals ausloten. Mit den Beteiligten und dem Vorstand der Arbeitsgemeinschaft haben wir einen guten Weg eingeschlagen, eine solche an den Interessen aller ausgerichtete Lösung zu finden.

„Eigene Wasserversorgung sichern“ ist auf vielen Plakaten zu lesen – genau das tun wir! Wasserbeschaffungsverbände, Wasserbeschaffungsvereine, Interessentenverbände und die Stadt! Nicht erst jetzt, sondern schon immer!